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Was sind Unterrichtsstörungen?

Unterrichtsstörungen sind Ereignisse, die den Lehr-/ bzw. Lernprozess für eine oder mehrere der am Unterricht beteiligten Personen unerträglich oder gar nicht mehr möglich machen und ihn derart beeinträchtigen, dass der Unterricht unterbrochen oder sogar gänzlich abgebrochen werden muss.


Ursache hierfür kann sowohl das Fehlverhalten der Schülerinnen und Schüler, als auch das der Lehrkräfte sein.


Wie können diese Unterrichtsstörungen aussehen:

  • verbale Unterrichtsstörungen (schwatzen, Zwischenrufe),

  • unruhiges Verhalten (kippeln, herumlaufen, herumzappeln),

  • Unaufmerksamkeit (kein Interesse am Unterricht, geistige Abwesenheit, Zettelchen schreiben),

  • Umgang mit störenden Gegenständen (Smartphone, Fußballsticker tauschen)

  • Verweigerung der Unterrichtsbeteiligung,

  • Aggression (verbale Auseinandersetzungen, Sachbeschädigungen, körperliche Auseinandersetzungen) sowie

  • gröbere Verstöße gegen die Schulregeln.

Denkt daran:

  1. Starke Kinder zeigen Launen, Wutausbrüche, Akte von Rebellionen, Aggressionen aber auch Ungehorsam und Zerstörungstriebe

  2. Schwache Kinder zeigen sich gehemmt, sie sind träge, untätig und haben Angst, eigeninitiativ, ohne stärkere Personen etwas zu unternehmen. Sie neigen auch oft dazu, zu lügen.

Wichtig für dich


Lerne zu unterscheiden zwischen den zu unterstützenden Tätigkeiten und den zu unterbindenden Tätigkeiten.

Zu unterstützende Tätigkeiten führen zu Konzentration, Disziplin und geistiger Freude an der Arbeit. Zu unterbindende Aktivitäten führen auf Dauer zur Zersplitterung der Kräfte und zur Abwehr von Arbeit und Anstrengung. Ob etwas eine zu unterstützende oder zu unterbindende Aktivität ist, kann von Kind zu Kind unterschiedlich sein.


Dies lässt sich an einem Beispiel zum Thema verdeutlichen:


Wenn der Zweitklässler Ervin malen will, hat er eine Idee und will diese umsetzten. Beispielsweise interessiert er sich für Bücher und möchte eine bestimmte Buchfigur malen. Dies macht er leise und konzentriert. Nach dem Malen kann er zu seinem Bild eine ganze Geschichte erzählen. Will aber sein Mitschüler Marco malen, möchte er sich damit der Anstrengung entbinden, sich für eine Aufgabe zu entscheiden. Außerdem kann er beim Malen das tun, was er nach Beobachtung der Lehrperson am liebsten macht: Mit anderen Kindern reden. Dieselbe Tätigkeit, die bei Ervin eine zu unterstützende Tätigkeit darstellt, ist bei Marco eine zu unterbindende Tätigkeit und führt zu einer Unterrichtsstörung durch das Reden mit anderen Kindern.


Wie kann man mit Unterrichtsstörungen umgehen


Ändere dein Verhalten, nicht das deiner Schüler/innen


Es ist wichtig das du stets die Schüler /innen beaufsichtigst und Augenkontakt während dem Unterricht hast. Denn wenn diese ohne Aufsicht sind, fehlt der Orientierungspunkt und es kann dadurch zu noch mehr Unterrichtsstörungen kommen. Aus diesem Grund ist es wichtig, dass sie dein eigenes Verhalten anpasst, um so eine Reaktion der Schüler/innen auf die veränderte Situation herbeiführt. Setze deine Regeln (wieder) konsequenter durch, kontrolliere Hausaufgaben regelmäßiger, lasse (un-)angekündigte Tests schreiben, ziehe das Lerntempo an, wechsle deine Lernmethoden.


Vermeide Sanktionen


Denke daran: je älter deine Schüler/ innen sind und je mehr sich Unkonzentriertheit, Unlust und fehlende Anstrengungsbereitschaft verfestigt haben, desto wichtiger ist es für sie, dass sie eine freundliche und konsequente Anleitung durch Erwachsene erhalten. Du bestimmst, wie viel Freiheit sie im Unterricht erhalten. Dies ist nötig damit sie diese Begrenzung erfahren, um sich nicht selbst durch oberflächliche Beschäftigungen an der Versenkung in die Arbeit hindern. Versuche sie auf andere Weise positiv zu stärken, z.B. durch ein Lob vor der ganzen Klasse.


Schreie nicht in die Klasse


Um eine konstruktive Atmosphäre zum Arbeiten herzustellen, ist es wichtig Übungen zum Stillwerden durchzuführen. Denke daran Stille muss von den Schüler/ innen erst erlernt werden. Für viele ist es eine völlig neue Erfahrung, nicht sprechen zu können, wenn sie das dringend wollen. Nicht alle werden es zu Beginn schaffen, die Regeln des „In Stille Arbeiten“ einzuhalten. Erst durch Übung kann dies erreicht werden. Einige müssen sogar das Flüstern beigebracht bekommen. Dies hilft dabei, eine friedliche Arbeitsatmosphäre aufzubauen und Konzentration zu ermöglichen.


  • Dies kann beispielsweise durch Übungen in der Zeit der Freiarbeit trainiert werden. In einem bestimmten Zeitraum von zehn bis zwanzig Minuten müssen alle ohne Wort in Stille arbeiten. Die Lehrperson malt dazu ein bestimmtes Zeichen an die Tafel und die Uhrzeit, wann das Stille Arbeiten beendet wird.

  • Wichtig im Vorfeld wird geklärt, wie man sich im Stillen Arbeiten verständigen kann: Mit Mimik und Gestik, wer schon schreiben kann, schreibt auf was er oder sie will. Auch die Lehrperson darf in dieser Zeit nicht sprechen. Die Lehrperson soll nicht durch laute Worte, sondern viel eher durch verabredete und eingeübte Zeichen die Regeln erinnern.

  • Vor allem ruhig und bestimmt und das die Aufforderungen an die Schüler/ innen deutlich, klar und für alle verständlich sind.

  • Ist die Klasse viel zu laut, kannst du dich auch mal vor die Klasse stellen und um Ruhe bitten.

Sei konsequent


Denke daran dein Schüler/ in befindet sich, wenn es störendes Verhalten zeigt, wegen einer momentanen Unausgeglichenheit in einem Zustand, der ihnen selbst nicht gefällt. In dem Moment brauchen Sie eine Kraft, an die sie sich klammern können. In diesem Moment besteht deine Hilfe darin, in dieser Situation die freundliche Hand des Starken dem Schwachen entgegen zu strecken. Diese Fähigkeit, durch Autorität Orientierung zu geben, kann bei störendem Verhalten dazu beitragen, die Situation zu klären oder auch störendes Verhalten zu verhindern. Aber auch hier gilt, dass nicht jeder Schüler/in mit der gleichen Autorität begegnet werden sollte. Manchmal musst du auch weniger als starke Autoritätsperson auftreten, sondern mehr als liebevolle Mutter oder Vater, sodass sich deine Schüler/ innen dir anvertrauen können und dadurch lernen, sich durchzusetzen.


Überlege dir zu präventiven Zwecken am besten schon bevor du eine neue Klasse übernimmst, was dir wichtig ist, und was du wirklich durchziehen möchtest und auch kannst. Informiere deine Klasse in der ersten Stunde über die Regeln in deinem Unterricht. Wichtig für dich: Kündige nichts an, von dem du nicht sicher bist, dass du dabei konsequent bleiben kannst.


Sei organisiert und strukturiert


„Langeweile-Syndrom“ ist für Lernende ein zentrales Problem im Unterricht. Wenn die Erwartungen, die Schüler/ innen an den Unterricht haben zu weit vom tatsächlichen Unterricht abweichen, reagieren Sie zuerst mit vermehrten Nebenaktivitäten. Sobald sie an den Nebenaktivitäten gehindert werden, reagieren die Lernenden mit subversiven Tätigkeiten, um den Unterricht zu kippen. Dies kann durch drei Dinge geschehen:


  1. Eine Ursache kann darin liegen, dass diese Kinder nicht genug Möglichkeiten hatten, ihr Tun, Wollen und Denken in sinnvolle Tätigkeiten umzusetzen.

  2. Andererseits kann der Grund auch darin bestehen, dass Erwachsene dem kindlichen Willen unnötigerweise ihren eigenen unterschieben.

  3. Eine dritte mögliche Konstellation könnte eintreten, wenn das Kind weitestgehend sich selbst überlassen ist.


Sinnvolle Strukturierung des Unterrichts, die „vorbereitete Umgebung“ spielt dabei eine zentrale Rolle. Je besser die „vorbereitete Umgebung“ aufgebaut ist, desto besser kommen die Schüler/ innen in das konzentrierte Arbeiten und desto weniger stören sie .


Wichtig für dich


Nimm dich heraus, wechsle deine Unterrichtsmethoden, versuche daher dein Classroom-Management und Arbeitsabläufe im Unterricht zu optimieren, sorge dafür, dass alle Schüler/innen immer etwas zu tun haben, dass Arbeitsaufträge klar, eindeutig und nicht interpretierbar sind. Erstelle strukturierte Arbeitsblätter, statt die Arbeitsaufträge nur mündlich zu geben oder an die Tafel zu schreiben. Die guten Schüler/innen können bspw. schon mal die Präsentation vorbereiten oder als "Experten" den langsameren Schüler/innen zur Hand gehen. Mache Zeitvorgaben, an denen sich deine Schüler/innen orientieren können, und fahre konsequent mit deinem Unterricht fort, wenn die Progression durch nicht konzentriertes Arbeiten oder Störungen einiger Schüler/innen gefährdet wird.

Sei reflektiert

Jede Lehrperson sollte sich darüber hinaus aber auch einmal wöchentlich selbst prüfen, ob der Grund für die negative Einstellung und die schlechte Arbeitshaltung mancher Schüler/ innen nicht in einer Vernachlässigung der eigenen Pflichten gegenüber ihnen liegt. Solche „Vernachlässigungen der Lehrenden-Pflichten“ sind beispielsweise Regalfächer der „vorbereiteten Umgebung“ ,die Ablage für verstaubte oder nicht direkt verwendbare, durcheinandergeratene, gehortete und im Augenblick nicht aktuelle Gegenstände sind. Eine andere Art der Vernachlässigung wäre gegeben, wenn die Lehrerperson die Freiarbeit mit Arbeiten oder Gesprächen verbringt, die nichts mit Arbeit am Kind zu tun haben. Zu erkennen ist hier, dass die Schuld von schlechtem Arbeitsverhalten und damit einhergehende Störungen, nicht allein auf der Seite der Lernenden gesucht wird. Auch ist es wichtig den Schülern Feedback zu ihren Leistungen zu geben, um ihnen die Chance zu geben, sich zu verbessern. Frage dich stets, was schiefgelaufen ist und warum. Was ist die Ursache für die vorliegenden Unterrichtsstörungen? Ist es dein eigener Unterricht, die Pubertät, Liebeskummer oder Probleme zu Hause? Nur mit einer guten Analyse kann man geeignete Mittel wählen.

Lass dich nicht stressen


Akute Konfliktsituationen solltest Du „entspannt angehen“. Wichtig ist dabei, dass Du als Lehrperson personale Präsenz zeigst und bei Ermahnungen eine persönliche Distanz einnimmst. Nonverbale Botschaften sollten gegenüber Sprache bevorzugt werden. Eine Lehrperson sollte Signale nutzen, da diese wirkungsvoll sein können, wenn sie selten, verbindlich und konsequent eingesetzt werden. Ein konsequentes Verhalten der Lehrperson ist auch von grosser Bedeutung. Diskussionen sollten im Umgang mit Unterrichtsstörungen bestmöglich vermieden werden. Bei Situationen mit hoher emotionaler Belastung und persönlicher Betroffenheit solltest Du als Lehrperson Konsequenzen verschieben, um zu verhindern mit „fight or flight“ zu reagieren


Entwickelt gemeinsam im Team Maßnahmen, die ihr dann konsequent durchzieht. Merken deine Schüler/innen, dass alle Lehrer an einem Strang ziehen, können sie euch nicht so leicht gegeneinander ausspielen und es wird schwieriger für sie ihr störendes Verhalten durchzusetzen.

Kommuniziere mit den Elter


Manche Eltern fallen aus allen Wolken, wenn sie erstmalig vom Verhalten ihrer Kinder erfahren. Diese zu informieren, kann Wunder bei Verhalten der Kinder bewirken - sofern sich die Eltern für ihre Kinder interessieren. Sobald deine Schüler/innen wissen, dass du eine Standleitung zu Vater und Mutter hast, benehmen sie sich häufig schon ganz anders.

Fazit


Unterrichtsstörungen können einen sehr fordern und an unsere eigenen Grenzen bringen. Doch wenn du es schaffst, hinter die Fassade jedes Schülers zu sehen und zu verstehen, was zu diesem Zeitpunkt in ihm oder ihr vorgeht, wirst du verstehen, warum es wichtig ist, in solch einem Moment ruhig und objektiv zu bleiben. Dein Herz ist der Schlüssel zu allem.

Proaktive Maßnahmen gegen Unterrichtsstörungen


1. Klassenzimmer vorbereiten. ...

2. Regeln und Rituale einführen und einhalten. ...

3. Konsequenzen ziehen. ...

4. Gutes Klassen- und Lernklima schaffen. ...

5. Aufmerksam bleiben. ...

6. Die Unterrichtsstunde gut vorbereiten. ...

7. Schüler Verantwortung übernehmen lassen. ...

8. Unterricht klar strukturieren.

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